Der schlichte Titel des Romans machte
mich neugierig.
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288 Seiten Best.Nr. 978-3-8135-0647-1 19,90 € |
Inhalt:
Vera kommt nach dem Krieg als
polnisches Flüchtlingskind zusammen mit ihrer Mutter auf einen
Obstbauernhof im Alten Land. Die Bäuerin mag die Flüchtlinge nicht,
ihr kriegstraumatisierter Sohn aber heiratet dann Veras Mutter.
Nachdem die Mutter später mit einem
neuen Mann nach Hamburg weggeht, bleibt Vera auf dem Hof. Sie wird
Zahnärztin und pflegt ihren Stiefvater bis zu seinem Tod. Vera erbt
den Hof, bleibt aber eine Einzelgängerin und Fremdkörper zwischen
den alteingesessenen Bauern.
Bis sie eines Tages selbst Flüchtlinge
aufnimmt: ihre Nichte Anne mit ihrem kleinen Sohn.
Anne ist verhinderte Pianistin und
Tischlerin. Sie flüchtet nach einer gescheiteten Beziehung und weil
sie das Schicki-Micki-Leben in Hamburg satt hat.
Es ist ein Roman mit norddeutschem
Bezug. Der Titel ist doppeldeutig: „Altes Land“ ist der Name für
das Hinterland Hamburgs, das größte Obstanbaugebiet Europas. Es
ist aber auch das Land, wo die Zeit stehengeblieben zu sein scheint.
Dörte Hansen kommt aus Nordfriesland und hat lange in Hamburg gelebt, bevor sie über die Elbe gezogen ist, ins Alte Land.
In ihrem Debütroman beschreibt die Autorin einerseits
die wortkargen konservativen Obstbauern mit ihrer festgefügten
Ordnung. Auf der anderen Seite waren die Abschnitte über die
zugewanderten Hamburger mit ihrer Landromantik für mich ganz amüsant
zu lesen. Die Stadtmenschen meinen sich auf dem Land verwirklichen zu
müssen, werden von den Alteingesessenen aber belacht.
Es geht in dem Roman um Beziehungen,
um Bindung, um Tradition, um Familie, um Zugehörigkeit. Dörte
Hansen schildert nachvollziehbar die Situation von Flüchtlingen, die
unerwünscht und nur geduldet, in einer festgefügten Ordnung keine
Chance haben, sich zu integrieren. Ein aktuelles Thema, nicht wahr?
Der Roman ist aus vielen verschiedenen
Perspektiven und in vielen Zeitebenen geschrieben. Aber man kommt als
Leser damit gut zurecht. Es ist kein Buch mit einer spannenden
Handlung, aber Dörte Hansen gelingt es, mit Niveau gut zu
unterhalten.
Der Roman steht seit einiger Zeit auf
der Spiegel-Bestsellerliste; ich finde ihn richtig gut geschrieben. Ich habe den Roman gerne gelesen und möchte ihn euch weiterempfehlen.
Mit meinem Buchtipp wandere ich jetzt zu
Nicole. Sie sammelt wieder alle Büchervorstellungen des Monats Juni.
Zum Abschluss noch etwas
„junitypisches“:
Die Rosen im Garten blühen und deshalb habe ich für
meinen neuen Türkranz zwei kleine Filzrosen gebastelt.
Liebe Grüße!
Beate